Basketball-Geometrie

Was ist Basketball?

Definition laut Wikipedia:
Basketball ist eine meist in der Halle betriebene Ballsportart, bei der zwei Mannschaften versuchen, den Spielball in die beiden in einer Höhe von 3,05 Metern an den gegenüberliegenden Schmalseiten des Spielfelds angebrachten Körbe zu werfen. Eine Mannschaft besteht dabei aus fünf Feldspielern und bis zu sieben Auswechselspielern. Jeder Treffer in den Korb aus dem Spiel heraus zählt je nach Entfernung zwei oder drei Punkte. Ein getroffener Freiwurf zählt einen Punkt. Es gewinnt die Mannschaft mit der höheren Punktzahl.

Diese Beschreibung klingt scheinbar einfach. Wenn man jedoch die Einträge von Fussball, Volleyball oder Handball mit demjenigen des Basketballs vergleicht, fällt auf, dass sich die Autoren sehr viel Zeit nehmen mussten, um das Spielprinzip, die Zeitregeln, die Spielregeln und die Spielerpositionen zu beschreiben. Basketball ist die schnellste Ballteamsportart mit dem komplexesten Regelwerk.
Die Sportart wurde 1891 an der YMCA Training School in Springfield vom kanadischen Arzt und Pädagogen James Naismith erfunden. Dieser suchte eine Hallensportart für den Winter, bei der sich die Studenten nicht verletzten sollten und die dem eindimensionalen Spielcharakter des Footballs eine weitere Dimension hinzufügen sollte.
Er hängte zwei Pfirsichkörbe auf 10 Fuss (3,05m) und los ging’s.
Viele Regeln sowie die Spielerzahl wurden mit den Jahren angepasst. Seit 1896 stehen jedoch fünf Spieler auf dem Feld, die sich an ein Spielprinzip halten müssen, das bis heute gleich geblieben ist.

Weiter Informationen findet man online unter http://de.wikipedia.org/wiki/Basketball

Das Basketballfeld

Spielerpositionen und Aufgaben

Jeder Spieler auf dem Feld hat seine Aufgaben. Diese können zwar von Team zu Team variieren, aber grundsätzlich unterscheidet man folgende Spielertypen:


Point Guard (Spielposition 1)
Der Point Guard, auch Aufbauspieler genannt, ist der Denker und Lenker auf dem Spielfeld. Er ist oft ein kleiner Spieler, der sehr schnell ist und über eine gute Ballkontrolle verfügt. Seine Aufgabe ist es, die Systeme anzusagen und zu entscheiden, zu welchem Spieler er den Eröffnungspass spielt. Er hat damit entscheidende Auswirkungen auf den Spielverlauf.

Shooting Guard (Spielposition 2)
Der Shooting Guard ist oft der zweite Point Guard auf dem Feld – dies, weil er die meisten Pässe erhält. In der Regel ist auch der Shooting Guard ein eher kleiner Spieler mit einem überaus guten Distanzwurf und Passverhalten.

Small Forward (Spielposition 3)
Der Small Forward ist meist gross und kräftig, muss aber auch zu schnellen, flinken Spielzügen fähig sein. In seiner Rolle versucht er hauptsächlich, zum Korb zu ziehen und so zum Korberfolg zu gelangen.

Power Forward (Spielposition 4)
Ein Power Forward ist ein grosser Spieler, der im Innenraum wirkt. Das bedeutet, dass er sehr oft im Bereich der Freiwurflinie anzutreffen ist. Er ist eine Mischung zwischen Shooting Guard und Small Forward, einfach im Innenraum im Bereich der 3 Sekunden Zone aktiv und im Normalfall von grösserer Statur.

Center (Spielposition 5)
Der Center ist der grösste und kräftigste Spieler auf dem Feld. Er ist in der Regel in unmittelbarer Korbnähe anzutreffen. Durch seine überragende Grösse hat er dort gute Chancen, zum Korberfolg zu gelangen. Die Nachteile der Center-Spieler sind meist, dass sie aufgrund ihrer Grösse langsam und in der Ballbehandlung eher schlecht sind.

Weiter Ausdrücke und Fachbegriffe sind im Glossar aufgelistet.

Option mit 2 Point Guards

Es gibt immer Situationen während eines Spiels, in denen man auf andere Optionen ausweichen muss.
Im Basketball gibt es nicht nur eine Mann-Mann-Verteidigung, sondern auch eine Zonenverteidigung (Raumverteidigung). Diese erfordert wiederum ein anderes Angriffskonzept. Aber auch in diesen Situationen gibt es Fixpunkte, in diesem Fall die Verlängerung der Zone nach oben, die anderen Prinzipien bleiben sich gleich.

 

 

Zeitfaktor

Basketball ist ein Spiel mit sehr strengen Zeitvorgaben:

Der Spieler darf den Ball nur 5 Sekunden in den Händen halten. Nach Ablauf dieser Zeit muss er den Ball zu einem Mitspieler passen, dribbeln (auch: prellen) oder auf den Korb werfen. Bei Nichtbeachtung dieser Regel wird das Spiel vom Schiedsrichter unterbrochen und der Ballbesitz wechselt zur gegnerischen Mannschaft. Diese Regel gilt beim Einwurf von der Seitenlinie, während dem Spiel und auch beim Freiwurf.
Ist der Einwurf erfolgt, muss das angreifende Team den Ball innerhalb von 8 Sekunden aus der eigenen Platzhälfte bringen. Ansonsten liegt ein Regelverstoss vor. Befindet sich der Ball einmal in der gegnerischen Platzhälfte, so darf er nicht mehr zurück in die eigene Platzhälfte gedribbelt oder gepasst werden.
Dem angreifendem Team stehen für den ganzen Angriff 24 Sekunden zur Verfügung. In dieser Zeit muss der Ball den gegnerischen Korb berührt haben.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich der angreifende Spieler nur 3 Sekunden in der Zone aufhalten darf, der Verteidiger jedoch nicht dieser Regel unterliegt.

 

Die 3 Korridore

Um eine bessere Verteilung der Spieler auf dem Feld zu erreichen, wird dieses in 3 (nicht sichtbare) Korridore unterteilt.
Im Korridor 1 bewegt sich der Point Guard oder in gewissen Spielsituationen einfach der ballführende Spieler. In den Korridoren 2 und 3 bewegen sich die Flügelspieler, auch Small Forward oder Shooting Guard genannt, je nach Fähigkeiten oder Körpergrösse.
Auf den Übergangslinien der Korridore folgen die Spieler auf den Positionen 4/5, Power Forward und Center. Wie bereits erwähnt, sind diese Spieler meist etwas grösser und daher auch langsamer als die Spieler auf den Positionen 1/2/3.

 

Angriffs- und Verteidigungsdreieck

Der Point Gurad ist der wichtigste Spieler im Basketball. Als wichtigster Spieler auf dem Feld organisiert der Point Guard das Spiel und bestimmt das Tempo und Spielsystem. Er ist der verlängerte Arm des Coaches auf dem Spielfeld.
Für ihn ist es absolut wichtig, dass er beim Spielaufbau im Angriffsdreieck bleibt und sich nicht von der Verteidigung auf eine Seite abdrängen lässt. Falls es die Situation verlangt, muss ihm ein Mannschaftskollege beim Spielaufbau helfen. In dieser Situation kommt wiederum das Prinzip der 3 Korridore zum Tragen.

Raumaufteilungen

Damit sich die Spieler auf dem Feld besser organisieren können, gibt es 2 weitere wichtige imaginäre Linien:

Eine Linie ist die Verlängerung der Freiwurflinie bis an die Seitenlinien, die andere Linie ist die sogenannte “Helpline”, die über das ganze Feld von Korb zu Korb führt.
Diese Linien sind für das Basketballspiel von enormer Wichtigkeit – insbesondere die Verlängerung der Freiwurflinie und deren Schnittpunkte mit der 3-Punkte Linie.
Im Regelfall sollten im Angriff “2-Linienpässe” nicht gespielt werden. Darunter versteht man Zuspiele zwischen zwei Spielern, bei denen der Ball zwei Linien überqueren muss. Dies ist deshalb zu vermeiden, weil solche Pässe oft von der Verteidigung abgefangen werden.
Durch das Kreuz, das durch die Überschneidung der verlängerten Freiwurflinie und der Helpline entsteht, ergibt sich im Angriffsspiel ein 4-Zonen-Feld.

Prinzipien

Die Spieler befinden sich immer…
– auf den Schnittpunkten von Freiwurfline und 3-Punktlinie
– auf der Verlängerung der Korblinie nahe der Grundlinie
– auf der “Helpline”
– auf der Verlängerungen der Zonenlinien bis über die 3-Punktelinie
– das Spacing wird respektiert
– es gibt keine “2-Linienpässe”
– keine 2 Innen- oder Aussenspieler befinden sich gleichen Raum

Systeme können für ein Spiel erfolgsentscheidend sein. Wenn man sich an gewisse Prinzipen hält, ist jedoch auch das Spielen ohne Systeme möglich. Dies entspricht im Basketball einer sehr hohen Kunst, die nur von sehr wenigen, äusserst gut eingespielten Teams erfolgreich praktiziert wird. Im Normalfall werden Systeme angewendet und im Spielverlauf angesagt. Dann wird versucht, sie bis zum abschliessenden Korberfolg durchzuspielen.
Jedes Team verfügt über ein Repertoire mehrerer Systeme mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die es je nach Stärken der eigenen, auf dem Feld stehenden Spieler oder aber je nach Schwächen des Gegners einsetzt.

Spielerpositionen im geometrischem Basketball-System

Es ist wichtig, dass sich die Spieler zur richtigen Zeit am richtigen Ort befinden. Jedes Spielsystem verlangt unterschiedliche Bewegungsmuster.

Grundaufstellung: Point Guard (Pos. 1) befindet sich auf der Helpline ausserhalb der 3-Punkte-Linie. Auf den Schnittpunkten der verlängerten Freiwurflinie mit dem 3-Punkte-Halbkreis sind die Positionen 2/3 im 45-Grad-Winkel zum Korb aufgestellt. Die Spielerposition 4 befindet sich in der Mitte der Freiwurflinie, Position 5 auf einer Seite bei der 30 cm Markierung an der Zone.

Damit ein guter Pass von Position 1 auf die Position 2 oder 3 möglich ist, muss der Point Guard (Pos. 1) die doppelte Distanz zwischen Freiwurflinie und Korb zwischen sich und den Korb bringen. Die Fläche zwischen ihm und den Positionen 2 und 3 entspricht dann dem umgekehrten Dreieck, das sich zwischen den Positionen 2 und 3 und dem Korb aufspannt.

Eine optionale Aufstellung für die Positionen 2 und 3 ist auch die Verlängerung der Korblinie (an der Baseline), vor allem wenn sich schon ein (eigener / gegnerischer?) Spieler auf der gleichen Seite befindet.
Die Positionen der Spieler 1-3 können variieren, ausserdem können die Spieler der Pos. 4/5 ihre Platzierung untereinander abwechseln.

 

 

 

 

 

 

 

Spacing

Unter „Spacing“ versteht man nichts anderes, als dass die Spieler darauf achten sollen, die Distanzen untereinander einzuhalten. Verschiebt sich ein Spieler, muss sich der andere Spieler auch verschieben, so dass der Abstand zwischen ihnen immer gleich bleibt.

Selbst wenn sich der Spieler auf der Pos. 4 am linken oder rechten Ende der Freiwurfline aufhält oder sich beide Innenspieler (Pos. 4/5) an den Ecken positionieren, ändert sich beim Spacing nichts:
Die Distanzen werden weiterhin eingehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spielerrotation

Unter Rotation versteht man das Verschieben der Spieler auf dem Spielfeld in Abhängigkeit zum Ball und unter Einhaltung der Spacing-Regeln.

Grundsätzlich gilt, dass sich nie 2 Aussenspieler oder 2 Innenspieler in der gleichen Zone aufhalten (siehe Raumaufteilung). 1 Innenspieler und 1 Aussenspieler in der gleichen Zone sind der Normalfall.

 

 

 

 

Wird der Ball zu einem Spieler (Pos.3) in einer Zone gepasst (gestrichelte Linie) und dieser dribbelt in eine Richtung, muss der andere Spieler diese Position verlassen (rote Linie).
Generell gilt: Wenn ein Spieler seine Position verlässt, muss ein anderer Spieler die leer gewordene Position wieder besetzen. Je nach Spielsystem kann es auch sein, dass leer gewordene Positionen wertvolle Lücken für Manöver bilden.

 

So sind die Spieler immer in der richtigen Position für den Pass und es besteht eine „geografische“ Balance zwischen Innen- und Aussenspielern

 

 

 

 

So bleiben die Passwege zwischen den Positionen 2,3 und 5 und zwischen den Positionen 1,4 und 5 immer gleich lang und sind immer möglich

 

 

 

 

Falls der Ball zum Center geht, ist die Rotation der Aussenspieler besonders wichtig – der Pass auf die Positionen 1,2 und 3 muss immer eine Option sein.
Der passende Spieler 3 geht in die untere Ecke des Spielfelds und Spieler 2 ersetzt ihn auf der Seite.
Spieler 1 muss jetzt schauen, was der Center macht. Falls dieser zur Baseline dreht, muss Spieler 1 in die Ecke(Opt.1). Dreht sich der Center zur Mitte, muss Spieler 1 nach oben in die Mitte laufen (Opt.2).
In Reaktion darauf kommt ihm Spieler 4 bis zur Freiwurflinie entgegen. Dort muss er sich so positionieren, dass er beide Passoptionen nicht behindert und auch selber den Ball bekommen könnte.

Reflexion

Durch die Beschäftigung mit der Basketballgeometrie und durch das Erstellen der Grafiken wurde mir klar, dass das Befolgen im Training erlernter Spielprinzipien in der Matchsituation nicht willkürlich ist, sondern einem tieferen Sinn folgt: Sie geben den Spielern die Möglichkeit, auf fast alle Spielsituationen zu reagieren – dies im Wissen, dass die Mitspieler den gleichen Prinzipien folgen, was eine grosse Sicherheit bietet.
Da ich die Grafiken der Spielsysteme so erstellen musste, dass auch Basketball-Laien sie verstehen, war ich gezwungen, ihre Einfachheit zu betonen und den Sinn der Bewegungsabläufe zu hinterfragen.
Wie John Maeda (Designer, Autor, Interaction-Designer sowie Informatiker, der sich der Verknüpfung zwischen Gestaltung und Technologie und deren Vereinfachung im täglichen Leben verschrieben hat) ist es auch mein Ziel, die Dinge in ihrer Einfachheit zu verstehen oder ihre Komplexität so weit zu reduzieren, bis die Zusammenhänge einfach werden. Die Einfachheit der Darstellung erlaubt den konzentrierten Blick fürs Wesentliche. So sind auch Basketballfachleute von gewissen Facetten überrascht, die sie in meinen Grafiken finden. So sagte Riet Lareida (Ausbilder beim Schweizer Basketballverband und Assistenz-Coach des Schweizer Nationalteams): „Im Prinzip weiss man ja, dass es diese Abläufe gibt und das sich die Spieler an die Prinzipien halten sollten, aber man ist doch überrascht, wenn man es so deutlich sieht. Ich denke, diese Darstellungsweisen und die Analyse, die sie möglich machen, helfen auch den Spielern, die Abläufe zu verstehen und ihnen auf die immer wiederkehrende Frage „Wieso mache ich das?“ eine Antwort zu geben.“

 

 

 

 

 

Spielsysteme im Basketball

Was ist ein Basketballsystem?

Ein Basketballsystem ist eine fixe Abfolge spezifischer Spielzüge, die die Mannschaft im Training einstudiert und während eines Meisterschaftsspiels einsetzt, um sich einen Vorteil gegenüber der gegnerischen Mannschaft zu verschaffen. Jede Mannschaft verfügt über verschiedene Spielsysteme in unterschiedlichen Variationen, die je nach Gegner und Situation zum Einsatz kommen und während dem Spiel normalerweise vom Point Guard oder Coach angesagt werden.
Mit mannschaftsgerechten Systemen kann man die eigenen Stärken fördern und die Schwächen des Gegners ausnützen. Als eine definierte Abfolge von Bewegungen, die in einer bestimmten Zeit und Reihenfolge ablaufen, schafft sie immer wieder Optionen, um einen Korb zu erzielen.

Gewisse Basketballsysteme haben einen Startpunkt und sind so getimt, dass sie während den zur Verfügung stehenden 24 Sekunden zu einem Ende kommen. Daneben bestehen sogenannte Endlos-Systeme, deren Abläufe sich nach einem bestimmten Zeitpunkt endlos bzw. bis zu einem Korberfolg wiederholen können. Diese Systeme sind sehr beliebt, weil sie beim Zeitfaktor flexibler sind.

Es gibt für fast alle Situationen ein System: ein Einwurfsystem unter dem eigenen Korb, wenn man hart verteidigt wird, ein Einwurfsystem von der Seitenlinie, um in ein System einzusteigen oder zum Korb zu gelangen, ein Einwurfsystem unter dem gegnerischen Korb, um einfach einen Korb zu erzielen. Eine spezielle Variante sind Systeme, die während dem Spiel oder Time-Out vom Coach aufgezeichnet werden (siehe Taktikboard). Systeme werden im Training ständig geübt und über die ganze Saison immer wieder angepasst. Die Repetition der Spielsysteme nimmt im Training zwischen 30-50% ein, ab einer gewissen Saisonphase bis zu 80%.

Es gibt unendlich viele Basketballsysteme und noch mehr Varianten dieser Systeme. Allen ist eigen, dass sie sich immer an die gleichen Prinzipien halten, wie im Kapitel Basketball Geometrie beschrieben. Ich werde diese zugrunde liegenden Prinzipien an drei Spielsystemen mit Mann-Mann-Verteidigung und einem System mit Zonenverteidigung aufzeigen. All diese Systeme verfügen über eine unendliche Rotation.
Mann-Mann- oder Zonenverteidigung

Im Basketball unterscheidet man grundsätzlich zwischen 2 Verteidigungsvarianten:

Bei der Mann-Mann-Verteidigung ist man für einen Gegenspieler zuständig und folgt ihm auf Schritt und Tritt. Dabei versucht man zu verhindern, dass er den Ball bekommt oder zum Korberfolg gelangt.
Der zu verteidigende Gegenspieler ist im Normalfall ein Spieler auf der gleichen Position.

Bei einer Zonenverteidigung oder auch Ball-Raum-Verteidigung wird ein zuvor definierter Raum verteidigt, unabhängig davon, was für ein Gegenspieler sich darin aufhält.
Ich möchte in dieser Arbeit jedoch nicht weiter auf die Verteidigung eingehen, sondern mich auf die Abläufe im Angriffsverhalten konzentrieren.

Visualisierung als Werkzeug

Taktikboard

Basketball funktioniert sehr stark über das Visualisieren von Bewegungen und Abläufen. Die korrekte Darstellung und Verbindung der einzelnen Spielerbewegungen ist für einen Coach erfolgsentscheidend. Er muss seiner Mannschaft die Abläufe auf dem Spielfeld sichtbar machen können, um ihnen deren Zusammenhänge aufzuzeigen und eine Spieltaktik erfolgreich durchzusetzen. Dazu dienen die sogenannten Taktikboards. Sie sind im Training und während dem Spiel ein wichtiges Werkzeug des Coaches.
Taktikboards existieren in fast jeder Sportart, aber in keiner anderen ist es so allgegenwärtig wie im Basketball. Da wird jeder Spielzug nochmals visualisiert und angepasst oder während dem Spiel ein neuer Spielzug entworfen. Jeder Spieler muss sich die Bewegungsabläufe von sich und seinen Teamkollegen im Kopf vorstellen können. In keiner anderen Sportart ist der Einsatz eines visualisierenden Tools so häufig anzutreffen.

Das Taktikboard wird oft verwendet, um den Spielern die Spielzüge ins Gedächtnis zu rufen oder Spielerpositionen, die nicht korrekt sind, zu verbessern. Die Übertragung des Gezeichneten auf das reale Feld ist schliesslich ein Schritt, den jeder Spieler selbst bewerkstelligen muss. Ob er die zweidimensional visualisierten Abläufe letztlich auf dem Spielfeld wieder abrufen und sich danach richten kann, macht seine Qualität aus. Für den Coach wiederum ist es eine hohe Kunst, das Timing des richtigen Laufens auf einem Taktikboad verständlich zu vermitteln.

Video-Spielanalysen

Ein wichtiges Trainings-Werkzeug bildet die Video-Analyse eines Spiels. Gemeinsam mit den Spielern kann damit nachträglich auf die Taktik des Gegners und das eigene Verhalten eingegangen werden. Die traditionelle Analyse findet in der Normalansicht statt – sie erlaubt ein entspanntes Anschauen der Spielsituationen und ist die Aufnahmeart, die man zur Verfügung gestellt bekommt.
Dabei ist es üblich, dass der Coach mit einem Whiteboard-Marker direkt auf den TV oder Flatscreen zeichnet, um mit den Spielern gewisse Szenen zu analysieren.
Hier vermischt sich die klassische Taktikboard-Variante mit moderner Videotechnologie, wobei die Spieler in der Lage sein müssen, sich die Scene in 3D vorstellen zu können. Die Kombination des Videobilds mit dem zeitversetzten Zeichnen ist ein wirkungsvolles Mittel, um auf Feinheiten oder Fehler hinzuweisen. Es ist eine einfache Möglichkeit, verschiedene Spielfacetten aufzuzeigen, ohne die Videoaufnahme im Vorfeld grafisch bearbeiten zu müssen.

Flex

Dieses System ist wohl das meistgespielte auf der Welt. Es besteht in diversen Variationen und wird vor allem im Jugendbereich sehr oft gespielt, weil die Spieler dort auf allen Positionen spielen müssen und noch nicht so stark zwischen den einzelnen Positionen unterschieden wird.

Dieses Spielsystem deckt fast alle Facetten im Angriffsspiel ab: es werden Blöcke gestellt, zum Korb geschnitten und nach jedem Pass ergeben sich mehrere Optionen für einen Korbwurf, von Innenspieler wie auch vom Aussenspieler.
Alle Spieler müssen auf allen Positionen spielen, was gut für die Schulung der Fertigkeiten und des spielerischen Bewusstseins ist. Ein Innenspieler gelangt so auch mal auf die Position eines Aussenspielers, was ein besseres Verständnis für die Aufgaben der anderen Spieler vermittelt.
Dieses System ist auf einem sehr hohen genauso gut wie auf einem sehr niedrigen Niveau spielbar.

T-Game

Dieses System wird oft gespielt, wenn ein Team starke Spieler am Ball hat, die gut zum Korb ziehen können. Der Ball wird auf eine Seite gespielt und der grosse Spieler (4/5) setzt einen Block, damit der Spieler mit dem Ball zum Korb ziehen kann, mit Option zum Pick and Roll.

Falls das nicht funktioniert, wird der Ball von einer Seite der Helpline zu anderen Seite verlagert und dort wird dasselbe versucht, Pick and Roll

Das System ist sehr beliebt, weil es einem Spieler ermöglicht, nach einem Block direkt zum Korb zu gelangen. Wenn der Gegenspieler des blockenden Spielers aushilft, ist der Pass auf den Mitspieler, der zum Korb „rollt“, frei.
Ein anderer Faktor, der für dieses System spricht, ist, dass der Raum optimal ausgenützt wird und der Ball mehrfach von einer Seite der Helpline zur anderen gepasst wird, was das Verteidigen sehr schwer macht. Bei Spielern ist das auch sehr beliebt, weil es die individuelle Stärke der einzelnen Spieler stark forciert.

Horns

Dieses System wird so genannt, weil die grossen Spieler (4/5) für einmal oben an der 3-Punkteline in der Verlängerung der Zone stehen und so der Zone Hörner aufsetzten . Dort stellen sie für den Aufbauspieler einen Block, sodass dieser frei wählen kann, auf welche Seite er sich wendet.
In der nachfolgenden Pick-and-Roll-Bewegung bekommt der Spieler 5nicht direkt den Ball, sondern über den “3-Mann”(der Ball geht zuerst zum Spieler 2/3, der den Ball wiederum zum 5 passt.)
Falls dieser Spielzug nicht gelingt – beispielsweise aufgrund einer zu dichten Verteidigung – wird der Ball über den Spieler 4 von einer Seite zur anderen verlagert, wo wiederum ein Pick and Roll entsteht. Als Option ist auch jeweils der 2 grosse Spieler, der sich immer in die andere Richtung bewegt (High-Low)

Horns gehört zu den klassischen Endlos-Systemen, die auf jeder Stufe gespielt werden können.
Nach dem Einstieg ist es eine Wiederholung des Pick and Rolls auf beiden Seiten mit Fokus auf den Innenspieler mit dem „Pass über den 3- Mann“ und einer sehr guten Spielerrotation.
Alle Spieler sind permanent in Bewegung und der Ball wird oft über die Helpline gepasst was die Verteidigung ihrerseits ständig in Bewegung hält und so Fehler provoziert werden.

Overload gegen Zonenverteidigung

Unter einer Zonenverteidigung versteht man die Verteidigung eines bestimmten Bereichs auf dem Spielfeld. Im Gegensatz zur Mann-Mann-Verteidigung deckt der Spieler bei einer Zonenverteidigung nicht das ganze Spiel über den zugewiesenen Gegenspieler, sondern den jeweiligen Kontrahenten, der sich in seiner zu verteidigenden Zone aufhält.
Die häufigsten Zonenverteidigungen sind 2-1-2, 3-2 , 2-3 oder 1-3-1 – die Zahlenbezeichnungen beziehen sich auf die Positionen der Spieler in der Zonenverteidigung

Im korrespondierenden Angriffssystem wird gegen die Zoneverteidigung aufgestellt: Spielt das gegnerische Team 3-2-Zone (Abb.1), so stellt sich das angreifende Team 2-3 auf, um auf einer Spielfeldseite mit mehr Spielern zum Korb zu drängen. Diese Überzahl (“Overload”) zwingt den raumgebundenen Verteidiger dazu, sich für einen Spieler entscheiden zu müssen, dem er als Verteidiger entgegen tritt. Er kann zwangsläufig nicht alle Spieler in seiner Zone kontrollieren, was den Gang zum Korb für die angreifende Mannschaft enorm erleichtert.

Dieses System schafft diesen Overload mit dem Spieler 3, der ein guter Werfer sein muss, weil der Overload bei einer 2-1-2 oder 3-2 Zone immer in der Ecke frei sein wird, geht der Verteidiger nach aussen wird der Innenspieler (4/5) frei.

Als Nachteil der Zonenverteidigung kann angeführt werden, dass beispielsweise kleine Spieler vermehrt in direkte Begegnungen mit grossen Gegenspieler geraten können, aus denen sie als Verlierer hervorgehen (Mismatch). In der Mann-Mann-Verteidigung kann man hingegen darauf achten, dass jeder Spieler einen Gegner verteidigt, der von der Körpergrösse und Agilität ebenbürtig ist. Andererseits stellt die Zonenverteidigung aber ein sehr gutes taktisches Mittel dar, um den Angreifer aus dem Konzept zu bringen. Im Angriff gegen eine Zonenverteidigung ist es enorm wichtig, dass die Spieler ein gutes Verständnis für den Raum haben und wissen, wo Lücken in der Verteidigung entstehen beziehungsweise wie diese forciert werden können.
Es ist enorm schwierig, ein Team so zu schulen, dass es auf eine gegnerische Zonenverteidigung taktisch reagieren kann. Sind die Spieler mangelhaft auf diese Situation vorbereitet, haben sie beinahe keine Chance, dagegen zu bestehen.

 

Spielanalyse

Als Zuschauer ein Spiel zu verfolgen, hat Unterhaltungswert, ist jedoch für eine umfassende Spielanalyse nicht geeignet. Die Irritation, die von anderen Zuschauern ausgeht oder die Nachteile eines fixen Blickwinkels machen eine Analyse sehr schwierig. Selbst ein geübter Basketballprofi kann als Zuschauer niemals alle Abläufe auf dem Feld erfassen. Insbesondere bei komplexen Spielsystemen ist es nötig, sich eine Spielsituation mehrfach anzuschauen, um die Bewegungen jedes Spielers zu analysieren.

Videoaufnahmen

Die Videoanalyse hat sich bei allen Ballteamsportarten als Analysetool weitgehend durchgesetzt und wird von vielen Coaches in verschiedener Art und Weise eingesetzt. Einige studieren damit das gegnerische Spiel und nutzen Videoaufnahmen als reine Matchvorbereitung, andere wiederum fokussieren auf das Spiel der eigenen Mannschaft und ermitteln auf diese Weise deren Verbesserungspotenzial. Wie immer man sie nutzt – die Methodik der Videoanalyse ist aus dem heutigen Teamsport nicht mehr wegzudenken. Durch die Athletik der Spieler und die Geschwindigkeit des Spiels ist es für ein umfassendes Verständnis unabdingbar, auf ein automatisiertes „Auge“ und ein externes, visuelles „Gedächtnis“ zurückgreifen zu können.
Um die analyserelevanten Bewegungen, Abläufe und Details zu erkennen, habe ich verschiedene Blickwinkel getestet, aus denen ich das Spielgeschehen auf dem Spielfeld beobachten und per Videoaufnahmen dokumentieren konnte.
Jede Kameraposition hat ihre Vor- und Nachteile, die je nach Fokus zum Tragen kommen. Es bestehen zwei Faktoren, die aber auf jeden Fall erfüllt werden müssen: die Position der Spieler muss klar erkennbar sein und die Grössenverhältnisse des Feldes dürfen nicht verzerrt werden. Im Idealfall sollte auch die Körpergrösse der Spieler sichtbar sein.

Vor diesem Hintergrund habe ich für mein Projekt folgende Kamerapositionen getestet:
– Normalansicht
– seitliche Teilansicht
– tief unter dem Korb
– hinter dem Brett
– über dem Brett
– über dem Feld
– Vogelperspektive zum Korb

Normalansicht

Unter der Normalansicht versteht man das Filmen von der Mitte des längsseitigen Spielfeldrands aus. Die Kamera ist leicht erhöht und folgt dem Spiel mit einer Schwenkbewegung, die sich meist an der Ballbewegung orientiert.
Diese Art einer Spielaufzeichnung ist weit verbreitet und beispielsweise auch vom Fussball her bekannt. Der Aufwand, so zu Filmmaterial zu kommen, ist nicht sehr hoch.

Zu den Vorteilen zählt, dass es sich hierbei um einen vertrauten Blickwinkel handelt. Es fällt als Zuschauer daher relativ leicht, das Spiel zu verfolgen. Auch, da sich die Kameraposition während des ganzen Spiels nicht ändert. Der Nachteil ist, dass die Distanzen nicht klar erkennbar sind. Das Einsehen spezieller Winkel erforderte einige Übung und eine Grundkenntnis der Spielabläufe.

seitliche Teilansicht

Die Seitenteilansicht ist für die Beobachtung einer Spielhälfte sehr gut. Möchte man beide Spielhälften dokumentieren, sind 2-4 Kameras notwendig.

Als vorteilhaft erweist sich, dass die Kamera nach gewissen Fluchtpunkten wie beispielsweise an der Freiwurflinie, Endlinie oder am Korb ausgerichtet werden kann, was die Orientierung erleichtert.
So lassen sich Distanzen besser einschätzen und Winkel klarer erkennen.
Der Nachteil ist, dass man mit einer Kamera nur einen relativ kleinen Teil des Spielfeldes abdecken kann. Um Informationslücken zu verhindern, die beispielsweise durch im Blickfeld stehende Spieler verursacht werden können, müssen vier gleichzeitig filmende Kameras eingesetzt werden. Dies wiederum bedeutet bei der Auswertung reichlich Mehraufwand ohne zusätzlichen Informationsgewinn.

Unter dem Korb

Diese Perspektive bietet teilweise äusserst spannende Einblicke, ist aber für eine vollumfängliche Spielauswertung nicht geeignet.

Weder ist das Feld überschaubar noch kann man die Distanzen klar einschätzen.

Hinter dem Brett

Diese Kameraposition ist für Actionbilder sehr interessant, aber für eine Auswertung gänzlich ungeeignet.

Über dem Brett

Die Position ist sehr interessant für die Verfolgung der Bewegungen in der Zone.

Um eine bessere Perspektive und eine komplette Sicht über eine Spielfeldseite zu erhalten, wäre eine höhere Kamerapositionierung notwendig. Dies ist in der Schweiz im Normalfall aufgrund fehlender Infrastruktur in den Hallen nicht möglich.
Für eine vollständige Aufzeichnung ist je eine Kamera pro Korb notwendig und ein grosses Manko ist, dass die Grösse der Spieler sehr schwer einschätzbar ist.

Seitlich über dem Feld

Hat die gleichen Vor- und Nachteile wie die Normalansicht, ausser, dass man die Winkel besser einschätzen kann.

Vogelperspektive zum Korb

Für eine Spielanalyse ist das die beste Kameraposition.

Für eine optimale Spielanalyse ist pro Spielfeldseite je eine Kamera notwendig. Der Zusatzaufwand lohnt sich jedoch, da nur diese Perspektive die wichtigsten Positionen, Bewegungen und deren Winkel zum Korb sichtbar macht.
Als weiterer positiver Faktor kann herangezogen werden, dass man die Grösse der Spieler gut abschätzen kann und die Zeitparameter im Blickfeld hat. Diese Perspektive erlaubt zudem einen guten Blick auf die virtuellen Linien (Helpline und die Verlängerung der Freiwurflinie), was notwendig ist, um die Winkel abzuschätzen.

Reflexion

Es spielt eine grosse Rolle, was man an einem Spiel analysieren will. Das „Was“ bestimmt also das „Wie“. Ist es beispielsweise das Ziel, einen Eindruck vom eigenen oder gegnerischen Team zu bekommen, ist eine Normalaufnahme von der Längsseite durchaus genügend. Als Zuschauer wird man diese Perspektive angenehm finden, da die Kamera an einer Position bleibt und wir uns diese Art des Spielschauens gewohnt sind.
Für eine Tiefenanalyse, bei der man das Spiel in die kleinsten Bauteile zerlegt, ist es jedoch entscheidend, dass die Perspektive zum Korb stimmt, sich die Spieler in ihrer Grösse und ihrer Position zum Korb gut einschätzen lassen und auch die Zeitfaktoren, also Spielzeit und Angriffszeit, zu sehen sind.

Passpositionen

Der Pass von Spieler zu Spieler ist das wichtigste Element im Basketball und die schnellste Möglichkeit, eine Distanz zu überbrücken.
Die Spieler orientieren sich an der Position des Balls sowie seiner Distanz zum Korb und richten ihre Bewegungen unter Berücksichtigung der gegnerischen Akteure danach aus. Der Pass geht nur an Mitspieler, die sich auf dem Weg zum Korb an der richtigen Stelle befinden. Je nach Spielsituation und Spielerpositionierung kommen daher zu jedem Zeitpunkt nur gewisse Pässe in Frage. Ein Pass gilt als sinnvoll, wenn er die Balldistanz zum Korb nicht verlängert und als sicher, wenn er nicht in die Kategorie „2-Linien-Pass“ fällt.

Wie im Abschnitt Videoaufnahmen schon beschrieben, erwies sich für diese Arbeit die Vogelperspektive zum Korb als optimale Einstellung.
Weil es bei dieser Arbeit um die offensiven Bewegungsmuster geht, ist das Defensiverhalten in der Grafikanalyse nicht von Bedeutung.

Bei diesem Spielzug sieht man, dass der Spieler an optimaler Position den Ball bekommen hat und Platz hat, zum Korb zu ziehen. Seine Mitspieler haben sich aus der 3-Sekunden-Zone zurückgezogen.
Er hat aber jederzeit die Möglichkeit den Ball zu passen (gestrichelte Linien)

Seine Mitspieler stehen für ein Anspiel ebenfalls auf ihren Positionen: der Center auf der Freiwurfline, der Point Guard beinahe auf der Helpline, der Shooting Guard auf der anderen Seite in der Verlängerung der Freiwurfline ausserhalb der 3-Punktlinie und der Power Forward in der Verlängerung der Korblinie in der gegenüberliegenden Ecke.
Diese Aufstellung garantiert, dass der ballführende Spieler immer eine Passoption hat, welche die 2-Linien-Passregel nicht bricht.
Der Center bewegt sich in dieser Situation zum Korb, um den Rebound zu sichern, falls der Spieler nicht trifft. Gleichzeitig muss er auch jederzeit mit einem Pass rechnen.

T-Game-Aufstellung

Die T-Game-Aufstellung (heisst so weil die Grundaufstellung an ein „T“ erinnert) hat zum Ziel, dem Shooting Guard den Ball zu passen, aus dieser Position gibt es diverse Varianten wie es weitergeht. Es gibt die mit einem Block vom Center oder Power Forward zum Shooting Guard mit Pick and Roll oder auch mit dem direkten Pass zum Center.

Bei allen Varianten müssen Schlüsselpositionen besetzt sein, damit Pässe durch den ballführenden Spieler möglich sind.

Ball als Marker

Ball im Mittelpunkt des Spiels

Bei jeder Ballsportart bildet der Ball den Mittelpunkt des Spiels – alles dreht sich um ihn und er ist das Objekt der Begierde. Nur mit ihm kann ein Tor oder ein Korb erzielt und letztlich das Spiel gewonnen werden.
Im Basketball gibt es zwei Möglichkeiten, den Ball übers Feld zu bewegen: man dribbelt, also prellt den Ball im Laufen gegen den Boden. Hält man den Ball in den Händen, ist das Laufen nicht mehr erlaubt. Die andere, schnellere Methode ist der Pass, das heisst man wirft einem Mitspieler den Ball zu. Ein guter Pass zum Mitspieler ist die Grundlage für ein funktionierendes Spiel. Das Dribbling mit Ball sollte für spezielle Situationen wie die Bewegung zum Korb oder für die Korrektur der Position auf dem Feld genutzt werden.

Passverhalten

Das Passverhalten kann Rückschlüsse darauf zulassen, wie eine Mannschaft aufgestellt ist, wie sie sich auf dem Spielfeld bewegt und welcher Spieler im richtigen Moment am richtigen Ort ist, um einen Pass entgegen zu nehmen. Indirekt spiegeln sich in der Anzahl und Verteilung der Ballkontakte auch die Ausgewogenheit und Abgeglichenheit der Spielerbewegungen.
Diese teamspezifischen Faktoren zu analysieren, würde auch bedeuten, den Mechanismen des Zusammenspiels auf die Spur zu kommen. Ich habe dazu verschiedene Untersuchungen durchgeführt.

Pass und Ballbesitz

Der erste, einfachste Schritt war, die Anzahl der Pässe zwischen den einzelnen Spieler und die Menge der individuellen Ballkontakte zu untersuchen. Dazu habe ich alle Pässe eines Teams festgehalten und mit Hilfe des Programms „Gephi“ visualisiert:
Man sieht deutlich, dass hauptsächlich ein Spieler viel Ballkontakt hat und, dass von ihm sehr viele Linien wegführen, also dass er viele Pässe erhält und weitergibt.
Um die Visualisierung verständlicher und aussagekräftiger zu machen, habe ich weitere Parameter in die Grafik einfliessen lassen: Jeder Spieler erhält eine eigene Farbe – mit derselben Farbe werden auch die Linien bzw. Pässe markiert, die er an seine Mitspieler lanciert. Je dicker also die Linie ist, die in seiner Farbe von ihm wegführt, desto mehr Pässe hat er gegeben. Je grösser der Name und darunterliegende Kreis, desto mehrbekommt dieser Spieler während eines Matchs den Ball. Spieler, die auf der Position 1 im Einsatz sind, werden mit Grün ausgestattet. Sie weisen sehr viele Pässe zu anderen Spielern und sehr viel Ballbesitz auf, allen voran „Kazadi“.
Auch ganz deutlich wird sichtbar, dass der dunkelblaue Spieler „Reid“ zwar sehr viel Ballbesitz hat, jedoch kaum anderen Spielern den Ball passt. Er ist auch der Spieler, der am meisten Korbwürfe zu verzeichnen hat, was man aus der allgemeinen Statistik raus lesen kann. Der Auswechselspieler auf der Position 4“ Almanson“, hat zwar ein paar Bälle bekommen, jedoch wesentlich weniger als sein Mitspieler Yates auf der gleichen Position.
Um die Lesbarkeit und damit das Verständnis zu erhöhen, habe ich die Daten nochmals überarbeitet. Mit Hilfe der Software „Cytoscape“ liessen sich die Pässe zwischen den Spielern auf eine Spielfeldgrafik legen, sodass man die Positionen der Spieler besser erkennt:


Die Grafik zeigt alle Pässe, die von den Spielern der Anfangsaufstellung während eines kompletten Spiels gemacht wurden. Die von einem Spieler wegführenden Pässe sind in der Farbe seines Kreises und am Ende mit einem Pfeil gekennzeichnet.
Es wird hier sehr deutlich sichtbar, dass die Pos. 1 zwar am meisten Bälle verteilt und auch erhält, jedoch kaum Pässe zu den Innenspielern gibt. Pos. 1 passt den Ball in der Regel zu den Pos. 2/3, die den Ball weiter zu den Pos 4/5 laufen lassen. Dies entspricht auch dem Prinzip des 2-Linien-Passes unter Einhaltung des Spacing und der Spielerrotation.
Durch die Visualisierung wird klar, wer welche Pässe spielt und welche Spieler sich in erster Linie die Bälle zuspielen. Dies erfolgt vor allem unter Einhaltung des zu spielenden Systems.

Ballpositionen

Als zentrales Objekt wird der Ball in einem Basketballspiel aber nicht nur zwischen den Händen der Spieler weitergereicht, sondern auch auf den Korb geworfen. Ausserdem kommt es durchaus vor, dass ein Pass nicht ankommt und in die gegnerischen Finger gerät.
Der Ball als Marker verändert den Spieler oder das Objekt, wo er sich gerade befindet. Er beeinflusst den Zustand eines Spielers und dessen Handlungsoptionen. Was passiert mit dem Ball im Spielverlauf, in welchen Bahnen bewegt er sich und wer oder was berührt ihn? In einer weiteren Visualisierung sollen seine Stationen unabhängig von seiner Feldpositionierung sichtbar werden, was weitere Rückschlüsse zum Spielverlauf zulässt.
Nun wurden alle Ballbewegungen aufgezeichnet und die beeinflussenden Akteure unabhängig davon, ob es sich um einen Spieler, einen Korb oder eine andere Spielaktion wie einen Rebound handelt, gleichberechtigt dargestellt.

Als Instrument diente wiederum die Software „Cytoscape“. Je weiter oben und je zentraler die ballbeeinflussenden Akteure in dieser Darstellung platziert sind, desto mehr Ballkontakte gehen auf ihr Konto. Die Aktionen, die noch nicht erfolgt sind, befinden sich unten links.

Nun wird ersichtlich, was dem Ball in dieser Spielzeit genau widerfährt: wurde er zwischen Spielern gepasst, mit oder ohne Punkteerfolg auf den Korb geworfen oder in einer Konfrontation an das gegnerische Team verloren (Turnover, Steal, Foul).
Ist es bei einem Spielviertel noch möglich, den einzelnen Linien zu folgen, wird es rasch unübersichtlich, wenn das ganze Spiel in einer Darstellung visualisiert wird:


Eine Grafik, die alle Ballbewegungen zeigt, hat sicherlich ihren Reiz, jedoch lassen sich die verarbeiteten Informationen nur noch schwer herauslesen. Zwar ist es weiterhin möglich, gewisse Häufungen von Ballbewegungen zu erkennen, doch der Liniensalat wird selbst mit Farbakzentuierungen nicht übersichtlicher:

Die Statistik – Zahlen der Wahrheit

Ein wichtiges, übliches Werkzeug zur nachträglichen Analyse eines Spiels ist die
Statistik:

Statsbild

In einer Statistik wird alles in Zahlen festgehalten, was spielrelevant ist:
Wie oft hat welcher Spieler auf den Korb geworfen, wer hat wie oft den Ball verloren oder wie viele Rebounds (Abpraller) geholt.

Die Statistik präsentiert sich in einem Zahlenblatt und gilt heute als klassische Darstellung eines Spiels. Die Zahlenerhebung nimmt den Spieler als Ausgangpunkt und fokussiert auf seine Aktionen.

Um die vergangenen Ereignisse auf dem Spielfeld nachvollziehen zu können, ist diese Sichtweise jedoch nicht sehr hilfreich.

Gleichwertige Akteure im Netzwerk

Beim Versuch, von der Spielerperspektive wegzukommen, habe ich erneut auf die Software „Cytoscape“ zurückgegriffen.
Mit ihr ist es möglich, komplexe Netzwerke darzustellen und interaktiv in diese einzugreifen. Es lassen sich auf diese Weise beispielsweise diverse Akteure herauslösen und ihre Beziehungen, die durch den Ball als Marker hergestellt wurden, aufzeigen.

 

Mit dieser Art der Spielauswertung lässt sich jede Aktion gleichwertig betrachten. Es ist beispielsweise möglich, einen erfolgreichen oder misslungenen Korbversuch zum Werfer und einen Steal bis zum Tournover zurückzuverfolgen. Da die Daten während eines Spiels erfasst wurden, lässt sich nachvollziehen, welche Aktionen sich in welcher Reihenfolge ereignet haben.
Die Knotendarstellung erlaubt zudem Auskünfte darüber, wie oft ein Spieler in Ballbesitz war und mit wie vielen anderen Knoten beziehungsweise Spielern er agiert hat. Dadurch wird auch visuell viel klarer, wie stark ein Spieler in ein Spiel involviert war.
Das normale Verständnis einer Spielauswertung wird mit dieser Darstellungsform grundsätzlich auf den Kopf gestellt. Beschäftigte sich die normale Auswertung nur mit spielrelevanten Fakten wie erzielte Punkte, Steals usw., wird mit der Netzwerk-Grafik sofort klar, dass ein Spieler mehr Aufgaben hat, als die harten Faktoren zu erfüllen. Die Nachverfolgung des Balls durch ein Spiel eröffnet den Blick ins Innerste des Basketballs: Sie lässt Rückschlüsse darüber zu, ob die Spielsysteme dem gewünschten Ablauf folgen oder ob sie bei einem spezifischen Spieler stoppen. Es ist sozusagen möglich, das Enzym, das für die verschiedenen Aktionen verantwortlich ist, im Genom zu isolieren.

Mehr zur biologischen Team-Analyse im Kapitel Basketball-Biologie.

Spielerfokus

Durch die Änderung der Darstellung und Isolierung eines Spielers wird seine Wichtigkeit im Spiel ersichtlich. So lässt sich beispielsweise auch ablesen, ob er mehr Pässe erhält als gibt und wie oft er auf den Korb wirft oder den Ball verliert.

Ballverfolgung

Bei dieser Art der Visualisierung ist es möglich, den Ausgangspunkt einer Aktion zu ermitteln.
Falls jemand einen Korb erzielt, sind alle Stationen, die der Ball durchläuft, nachvollziehbar – dies vom ersten Ballkontakt auf dem Feld bis zum Korberfolg.
Durch diese Art der statistischen Auswertung ist sofort sichtbar, wer der Ursprungsort von positiven oder negativen Aktionen ist und wer eine schlechte Entscheidung getroffen hat.

Reflexion

Eine solche Auswertung ist extrem zeitraubend, bietet aber eine Reihe von interessanten Fakten, die man bei einer normalen Statistik nicht erhält.
Das Herausziehen einzelner Akteure aus der Grafik und Zurückverfolgen der Aktionen kann sich als sehr wertvoll herausstellen. So wird optisch sofort sichtbar, wer mit wem gut zusammenspielt und welche Kombinationen von Spielern gute Resultate liefern.
Als Coach ist es wichtig zu wissen, welche Spieler harmonieren und auf dem Feld eine Einheit bilden.
Ohne eine solche Auswertung ist man auf sein Gefühl angewiesen, das aber bei der Spielbeobachtung sehr trügerisch sein kann – allzu leicht lässt man sich von wenigen herausragenden Aktionen blenden.
In Kombination mit der normalen Statistik, in die alle Spiele einfliessen, wäre es durch die Erfassung aller Ballbewegungen durchaus möglich, das effektivste Team auf den Platz zu stellen.
Zudem wäre es mannschaftsintern eine gute Argumentationsgrundlage bei Diskusionen über die Zusammenstellung des Teams. Dies könnte einen eventuell bestehenden Verdacht eines Spielers, aus nicht stichhaltigen Gründen benachteiligt zu werden, aus dem Weg räumen.

Basketball-Biologie

Am Anfang meiner Arbeit machte ich mich auf die Suche nach Mustern, nach dem kleinsten Nenner des Spieles, nach dem Genom des Basketballs.

Es gibt fast so viele Basketball-Philosophien wie Coaches und Teams. Sie variieren von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent und es sind gar regionale Unterschiede auszumachen. Diese sind abhängig von der Geschichte und der örtlichen Basketballtradition. Doch es ist nicht nur ausschlaggebend, wie stark die Sportart an einem Ort verwurzelt ist, sondern auch, was für Spieler den Teams zur Verfügung standen.
Einige Beispiele illustrieren das Ausmass dieser Unterschiede:
Basketball wurde 1891 vom Kanadier James Naismith an der YMCA Training School in Springfield (USA) erfunden. Er empfand die bestehenden Sportarten als zu eindimensional und suchte nach einem Teamsport für die Halle mit wenig Verletzungsrisiko.
Am Anfang wurde Basketball vorwiegend an Colleges gespielt mit sehr vielen weissen Studenten. Zunehmend wurde es aber auch an schwarzen Colleges beliebt, die einen ganz anderen Spielstil entwickelten: Während die weissen Colleges in Anlehnung an den Fussball noch Angreifer und Verteidiger einsetzten, wurde diese Unterscheidung an den schwarzen Colleges sehr schnell abgeschafft und alle Spieler wurden in den Angriff wie auch in die Verteidigung involviert. Viele Trainer der damaligen Zeit waren der Meinung, dass schwarze Spieler zu dumm seien, um die Komplexität dieses Sports zu verstehen. Die schwarzen Spieler wiederum waren der Meinung, dass die Weissen zu schwach seien, um auf dem Feld zu bestehen.
Erst nach vielen Kontroversen wurden auch schwarze Spieler in den Profi-Ligen zugelassen und der Sport wurde dadurch grundsätzlich athletischer. Und erst die richtige strategische und athletische Mischung sicherte der USA eine Dominanz über Jahrzehnte.
Zur gleichen Zeit wurde Basketball im ehemaligen Ostblock immer beliebter und dort wurden Strategien entwickelt, die heute weltweit Gültigkeit haben. Die Trainer im Ostblock hatten einfach nicht die Athleten wie in den USA und entwickelten Basketball daher zu einem Strategiespiel. Manche behaupten auch, dass dies nur der Fall gewesen sei, weil die Russen eine Vorliebe für Schach haben.
So entstanden zwei Ausprägungen in der Basketballwelt: die amerikanische und die europäische Spielweise. Es dauerte lange, bis sich Amerika für die europäische Spielweise zu interessieren begann. Die USA mussten erst an diversen Olympischen Spielen und WMs verlieren, bis sie merkten, dass ein verstärkter strategischer Einfluss die erfolgversprechendere Lösung ist. So wird der Sport heute einheitlicher gespielt, ohne jedoch die regionalen Eigenheiten zu verlieren und das moderne Spiel basiert auf Prinzipen, die weltweit Gültigkeit haben.
Und trotz dieser Angleichungen gibt es weiterhin Mannschaften, die auf dem Spielfeld deutlich dominieren, besser spielen und mehr Punkte erzielen. Was ist ausschlaggebend für ein erfolgreiches Spiel und einen überragenden Teamspirit? Lassen sich in einer Mannschaftsanalyse Marker finden, die Rückschlüsse auf den Spielerfolg zulassen?

Und gibt es denn das Mannschafts-Genom?

Individuelle und kollektive Fähigkeiten und Abläufe

Natürlich müssen die Spieler gewisse Fähigkeiten wie Werfen, Ball fangen usw. beherrschen. Doch sind dies nur teilweise die Attribute, die ein Team schlussendlich zum Erfolg führen. Zusätzlich müssen die Spieler ein hohes Verständnis für die Abläufe auf dem Spielfeld besitzen, ein ausgezeichnetes Raum-/Zeit-Gespür entwickelt haben und fähig sein, dies im Spiel umzusetzen. Es ist ausserdem wichtig, dass die Spieler so früh wie möglich in die Prinzipien des Spacings und der Rotation eingeführt werden. Ohne die Kenntnisse und das Beherrschen dieser grundlegenden Prinzipien ist ein Team nicht in der Lage, auf höherem Niveau zu spielen.

Ein Spielsystem ist nur ein Grundmuster, das ein Team wiederholt und bis zur Perfektion einstudiert. Im Wettkampf gilt es, dieses so lange zu wiederholen, bis das Ausbrechen und der Wechsel in ein „chaotisch-organisiertes“ Spiel möglich sind. Damit dies regelmässig funktioniert und zum Korberfolg führt, muss sich ein Team die Grundregeln der Basketball-Geometrie einverleibt haben. Die korrespondierenden Bewegungsabläufe, Aktionen und Reaktionen sind übergegangen in das Individuum und das Kollektiv und damit, eingefleischt und verinnerlicht, spielgenetisch vorhanden.

In Systemen wie auch im freien Spiel sind das Zurückgreifen auf Standardkomponenten und deren Wiederholung ein grundsätzlicher Erfolgsfaktor. Die Pick-and-Roll-Situation ist eine der effektivsten Standardspielzüge, die in 20% der Fälle zu einem erfolgreichen Korbabschluss führt.

Die Kombinationen von Spacing, Timing, Rotation sowie spezifischen Wiederholungen von Systemen und Standardkomponenten verleihen jedem Team eine individuelle Note. Ich bezeichne diese als mannschaftsspezifischen Fingerabdruck.

Das Team-Karyogramm versucht, den Spielmustern einer Mannschaft auf die Schliche zu kommen. Durch einen auf die Spieler übertragenen Farbcode und die chronologische Darstellung der Ballkontakte lassen sich Wiederholungen der Systeme im Spielverlauf besser identifizieren. Die Muster eines Teams werden sichtbar: Je nach Spielerkombination auf dem Feld wiederholen sich die Farbmuster beziehungsweise mannschaftsinternen Abläufe, was die Eigenheiten eines Teams aufzeigt.

Eine klare Spielsystem-Vorgabe erhöht den Erfolgsfaktor um ein Vielfaches, weil die Bewegungen und der Zeitablauf vorgegeben sind und die Konzentration der Spieler geschont wird. Die Identifizierung dieser Erfolgsfaktoren wiederum ist der erste Schritt zur Entwicklung eines Spielsystems, das zum Team passt, in dem es sich wohlfühlt und mit dem es seinen Erfolg zusätzlich systematisieren kann. Ein ideales System ist sozusagen ein Nährboden, auf dem sich ein Team entwickelt und gedeiht.
Diese Prinzipien müssen jedem Spieler vermittelt werden und bei der Evaluation neuer Spieler ist besonders darauf zu achten, ob sie ins teamadaptierte Spielsystem passen. Das Team muss als symbiotischer Organismus angesehen werden, in dem jeder Spieler einen Teil der Team-DNS ausmacht und mit seiner Einzigartigkeit einen wichtigen Teil zum Gesamten beiträgt. Kommen neue Spieler in ein bestehendes Team, mutiert auch ein Teil der DNS – dies bereichert den Organismus im Idealfall, kann ihn aber auch krank machen und mit der Zeit zerstören.
Diese Mutationen gehören jedoch zum Lauf der Dinge und sind auch wichtig für die Entwicklung des Organismus – auch so kann ein Team wachsen und besser für den Wettkampf gerüstet sein.

Evolution durch Mutation

Die Evolutionsfaktoren aus der Biologie lassen sich aber nicht nur auf die Teamzusammensetzung, sondern auch auf seine Taktik anwenden: Durch „Mutation“ der Spieler und des Spielverhaltens lassen sich mannschaftsspezifische Stärken und Schwächen erkennen – das Feedback beziehungsweise die Auswertung erhält man unmittelbar durch einen Sieg oder eine Niederlage im Spiel. Herauszufinden, woran der Organismus genau krankt, ist dann eine aufwändigere Sache.
Aus der „Rekombination“ der Feldspieler resultiert ein anderes Verhalten des spielenden Teams. Es werden andere Muster sichtbar, die den Erfolg bringen könnten, so beispielsweise entwickelt sich ein besseres Zusammenspielen der einzelnen Spieler oder die Mannschaft ist dominanter in der Zone, weil die Spieler einfach grösser sind.
Interessanterweise lässt sich auf dem Spielfeld auch eine „natürliche Selektion“ nachweisen: Spieler, die nicht in den Organismus passen beziehungsweise sich der Teamsituation nicht anpassen können, stören den spielerischen Fortschritt und verschwinden früher oder später automatisch vom Spielfeld. Sie werden von den anderen Spielern ausgelassen und erhalten keine Pässe mehr. Erst in einem nächsten Schritt verschwinden sie durch eine Auswechslung vom Spielfeld. Wenn das nicht passiert, erfolgt die natürliche Sektion auf der nächsten Stufe und das Team verschwindet früher oder später aus der Liga.